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Andy Irvine
RAINY SUNDAYS ... WINDY DREAMS



Andy Irvine

RAINY SUNDAYS
WINDY DREAMS

Wundertüte CD
TÜT 72.141



Mit
Andy Irvine
Vocals, Bouzouki, Mandolin, Mandola, Hurdy Gurdy, Harmonica
Paul Brady
Guitar, Piano
Donal Lunny
10 String Bouzouki, Bouzouki, Guitar, Harmonium, Pan Flutes, Vocals, Percussion
Liam O’Flynn
Uilleann Pipes
Frankie Gavin
Fiddle, Viola, Flute
Lucienne Purcell
Vocals
Paul Barret
Fender Rhodes, Polymoog
Garvin Gallagher
E-Bass
Keith Donald
Soprano-Saxophone
Rick Epping
Accordion
Mick Hanly
Guitar

HIER ERHÄLTLICH

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Das Songbuch von
Andy Irvine

Die Alben von
Andy Irvine

Andy Irvine, einer der versiertesten Bouzouki-, Mandolinen- und Waldzittervirtuosen (doppelchörige Abkömmlinge der Cisternfamilie) ist vielen Folkfans schon seit den Gründertagen der inzwischen legendären irischen Formation Planxty bestens bekannt. Mit diesem ungewöhnlichen "Soloalbum" dokumentiert er musikalische Vielfalt und seinen unverwechselbaren Stil und einige seiner thematischen Arbeitsschwerpunkte.


Andy Irvine beigeistert in seinen Konzerten durch seine ausgefeilten Bouzoukiarrangements sowie durch seine sichere, nuancenreiche Stimme - bemerkenswert sind seine rhythmischen und harmonischen Variationen, die seine Bouzoukibegleitung vielfach zu einem neuen, eigenständigen Werk werden lassen.

Von den zahlreichen Planxty-Alben weiß man, daß sich Andy Irvine besonders mit der Geschichte und Problematik der irischen Auswanderung beschäftigt (vergl. sein Lied "Thousands Are Sailing" auf dem Album Folk Friends 2. Außerdem kennt man seine starke Affinität zur Folkmusik Bulgariens. Diesen Schwerpunkt markieren denn auch die beiden wichtigsten Akzente der vorliegenden Produktion.

Sie beginnt mit einer Trilogie von Auswandererliedern. Im Dreierzyklus sind die Texte inhaltlich aufeinander abgestimmt. "Come to the land of sweet liberty" beschreibt die damals vorherrschenden illusionären Vorstellungen vieler Auswanderer, in "Farewell to Ireland" wird die geliebte Freundin überredet, mit auszuwandern, bis schließlich "Edward Connors" den Auswanderungswilligen eine grausam-realistische Geschichte vom "land of sweet liberty" erzählt.

Andy wird bei fast allen Titeln von arrivierten Gastmusikern unterstützt: Donal Lunny steuert mit seiner 10-saitigen Bouzouki rhythmischen Drive bei uns korrespondiert einfühlsam mit Andys harmonischen Variationen besonders in "Farewell to old Ireland" und dem Titelsong "Rainy Sundays". Frankie Gavin von der irischen Top-Formation "De Dannan" spielt Fiddle und überzeugt ebenfalls auf der irischen Concertflute (einer Holzquerflöte). Liam O’Flynn ist als ’der’ Planxty-Piper bekannt und wird auf seinen Uilleann Pipes zu besten Virtuosen dieses Metier gezählt. Auch Rick Epping ist für das Akkordeon sicherlich allererste Wahl. Nicht zu vergessen der irische Gitarristen und Singer-Songwriter Paul Brady, mit dem Andy viele Jahre engster Zusammenarbeit verbinden. Paul spielt mit seinem ganz und gar eigenartigen Stil die Gitarre in "Farewell to old Ireland" und imitiert Andys Waldzitherstil mit seinem Piano im Stück "Farewell to Ballymoney".

Andy Irvines Balkanimpressionen finden ab dem vierten Titel des Albums in vier höchst artifiziellen Einspielungen ihren Niederschlag. Besonders gelungen erscheint darunter die Verarbeitung von Textfragmenten, die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts von Bela Bartok gesammelt worden sind, unter Zuhilfenahme einer sehr typischen bulgarischen Tanzweise im Pajdushko-Rhythmus (5/8-Takt). Es handelt sich dabei um das Stück "Romanian Song / Blood and Gold", ein Antikriegslied, das in der von Andy Irvine und Jane Cassidy erarbeiteten Fassung zu den stärksten Werken dieser Produktion gehört.

Die Balkan-Gesangstechnik von Lucienne Purcell und ein sehr dichtes von Donal Lunny (10-saitige Bouzouki), Frankie Gavin (Fiddle) und Rick Epping (Akkordion) realisiertes Klang- und Rhythmusmuster verhelfen dem Lied zu einer ungeheuren Eindringlichkeit. Lucienne Purcell singt im Playback-Verfahren mehrstimmig und nimmt Bezug auf die typische Dualität der bulgarischen Folklore, indem sie einen kräftigen Ton ohne Lautstärkeschwankungen erzeugt (bei sonst für uns geläufigen Arten zu singen bleibt die Lautstärke der Töne nicht konstant sondern neigt sich gegen Schluß des Vortrags in tiefere Regionen) kaum Vibrato, was ihrer Stimme eine eher nasale Klangfarbe verleiht. Dieser Klang ist sehr scharf und obertonreich; die starken Obertöne erleichtern es zweifellos, die in der bulgarischen Zweistimmigkeit bevorzugten Intervalle Terz und Sekunde (!) genauer zu treffen.

Das Lied wird abgelöst durch den "Pajdushko-Horo", einem bulgarischen Tanz wiederum im 5/8-Takt. Bemerkenswert hier die gekonnte Abmischung der Bouzouki- "Duelle" zwischen Donal Lunny und Andy Irvine im Verhältnis zu den "langklingenden" Melodieinstrumenten Akkordion, Concertflute und Fiddle. Der Zusammenklang von Mandoline, Bouzouki und 10-saitiger Bouzouki bleibt auch dann noch transparent, wenn Donal Lunny durch Hinzunahme der Baßseiten seiner "Bouzouki-Large" den Drive des Stücks noch erhöht. So und nicht anders sollten Instrumente dieser Art aufgenommen werden. Hier zahlt sich aus, daß Donal Lunny als Produzent und Brian Masterson als Toningenieur eine langjährige Erfahrung mit der Aufnahme solcher Saiteninstrumente verbindet.

Einen überraschenden, reizvollen Kontrast bildet das fulminante Klangbild des Titelstücks "Rainy Sundays", geprägt durch ein sehr dichtes, jazzhaftes Arrangement wie Sopransaxophon, Fender Rhodes und E-Baß. Die Berührungspunkte, präziser: die Interaktionen zwischen Folk und Jazz sind eine besondere Herausforderung, der Andy Irvine und seine Kollegen hier quasi vorbildlich gerecht werden und damit phantastische musikalische Perspektiven eröffnen.

Was ebenso für die behutsame und respektvolle Verknüpfung musikalischer Elemente unterschiedlicher Quellen und kultureller Hintergründe gilt. Das ist eine besondere Spezialität in der künstlerischen Arbeit von Andy Irvine. Insofern kann man ihn ohne weiteres zu den Pionieren der zeitgenössischen Weltmusik-Szene zählen. Das Album unterstreicht dies mit grandiosen Einspielungen, die es tatsächlich und unbestritten zu einem echten also im wahrsten Sinne des Wortes zeitlosen Klangdokument machen.


Manfred Bartmann




Das Album enthält folgene Einzelwerke
:

The Emigrants
(Come To The Sweet Liberty,
Farewell To Old Ireland,
Edward Connors)
Longford Weaver
Christmas Eve
Farewell To Ballymoney
Romanian Song (Blood and Gold)
Paidushko Horo
King Bore And The Sandman
Rainy Sundays
Bonny Woodhall