26.10.2008
DAS GRASWURZEL-PRINZIP
Zu den digitalen Rauchzeichen von Ralph Bodenstein (siehe Eintrag 8.9.2008) fällt mir ein: früher hiess es mal, dass jeder mit jedem über sechs Ecken in Verbindung steht. Während meiner Schulzeit in der DDR war viel von Kybernetik die Rede und ich denke, Epidemiologen zum Beispiel oder Netzwerkspezis und andere Beziehungsprofis kennen sich heuzutage in dieser Hinsicht ganz gut aus. Sie können sicher bestätigen, dass direkte oder digitale "Mundpropaganda" immer noch das beste Verbreitungsmittel ist. Bestimmt auch für die Sache der Indianer. Ich hab das mit den Indian Summer Sounds selbst ausprobiert und dafür im Freundes- und Bekanntenkreis nur dankbare Rückmeldungen bekommen. Diese Musik wächst quasi von unten und ist für grassroots-mässige Kommunikation und Vernetzung geradezu wie geschaffen.
Angelika Jacoby
23.09.2008
EINE KLASSE FÜR SICH
Ich meine, diese Musik ist eine Klasse für sich. Besonders gut gefällt mir die Art und Weise, wie diese Indianermusiker/innen mit ihren Traditionen umgehen und sie mit "modernen" Stilmitteln weiter entwickeln. Schade, dass sowas bei uns so wenig bekannt ist und in den meisten Medien praktisch nicht vorkommt. Von den privaten Sendern mit ihrem Verblödungsprogrammen kann man ja nichts anderes erwarten. Aber auch in den sog. öffentlich-rechten habe ich sowas noch nicht gehört. Die scheinen von der Politik weitgehend gleichgeschaltet zu sein. Um so verdienstvoller finde ich, dass sich wenigstens die kleinen alternativen Labels um sowas kümmern.
Klaus Hinrichsen
08.09.2008
DIGITALE RAUCHZEICHEN
Mehr Werbung für die Musik der Indianer vorzuschlagen, wie Lena Unger es tut, ist ja schön und gut. Aber was genau ist damit gemeint? Bei uns in Deutschland haben Indianer bekanntlich - Karl May lässt grüssen - ein sehr gutes Standing. Man stelle sich vor, die grossen Medien-/Musikkonzerne würden genügend Profit wittern und dieses Sujet tatsächlich durch ihre Marketingmühlen drehen. Sie würden es sich gnadenlos zurechtstutzen, alles gründlich ausquetschen und dann respektlos ausspucken, sobald sie es durchgekaut haben. Zum Glück lassen sich die Indianermusiker/innen nicht so leicht korrumpieren und nutzen offenkundig andere Strukturen, veröffentlichen ihre Sachen selbst oder bei kleinen, unabhängigen Labels und Verlagen und sichern sich so mehr Kontrolle über das, was mit ihrer künstlerischen Arbeit passiert. Natürlich haben diese alternativen Projekte weder die Möglichkeiten noch das Kapital für ein mächtiges Werbegetrommel. Aber sie können viel besser engagierte Netzwerke bilden und so den Abstand zwischen Kreativen und Rezipienten überbrücken. Damit haben wir es selbst in der Hand, wie sich alles entwickelt. Hier kommt die gute alte Mundpropaganda ins Spiel. Gerade die spezifischen Eigenschaften des Internets erleichtern die Geschichte ungemein. Mir hat z.B. ein Kollege den Hinweis auf das Album in meine Mailbox gelegt, weil er wusste, dass ich mich für solche Sachen interessiere. Und ich habe in meinem Bekanntkreis jede Menge Leute, die für ausgefallene Musik dieser Art dankbar sind und bestimmt jemanden kennen, dem es ebenso geht. So funktionieren digitale Rauchzeichen. Ob was bekannt wird, ist unsere Sache.
Ralph Bodenstein
26.08.2008
FORM UND INHALT
Fabians Kritik am Layout des Booklets kann ich nicht nachvollziehen. Im Gegenteil. Die sachliche und sehr gut lesbare Aufmachnung des Buchteils (hier sogar mit einer besonders ästhetischen Schrift), der Verzicht auf grafischen Schnickschnack oder Effekthascherei, mit der sonst überall dürftige Inhalte aufgeblasen wird, die offenkundig kompetenten Informationstexte des Herausgebers, nicht zuletzt auch der schlichte, unaufdringliche und praktische Einband sind Eigenschaften, die ich eigentlich von einem guten und damit langlebigen Buch erwarte. Alles Übrige macht die Musik auf den beiden CDs aus. Sie kommt mit vielen Formen, Farben und Gefühlen, stellt ihre eigenen Regeln auf, sie ist hier das eigentlich "flippige" und aus dem Rahmen fallende und wird in dieser Umgebung nach meinem Dafürhalten optimal zur Geltung gebracht. Form und Inhalt ergänzen einander. Sowas findet man selten. Auch ich bin eher auf Umwegen drauf gestossen. Das ist eigentlich schade. Diese Musik hat einfach mehr Werbung verdient, man kann sie doch nicht dem Zufall überlassen.
Lena Unger
08.07.2008
NOCH MEHR FÜRS AUGE
Dem Lob für die Ausstattung kann ich mich nur anschliessen. Sowas Solides kriegt man nicht alle Tage. Bezüglich des - zugegeben sehr informativen - Booklets frage ich mich allerdings: warum so "seriös". Nach meinem Geschmack hätte es durchaus etwas "flippiger" ausfallen können. Mit mehr Indianergrafiken und Bildern vor allem. Ok., einige Künstlerfotos sind enthalten. Und weitere findet man zum Glück auf der Webseite zur Anthologie. Trotzdem: davon hätte ich mir mehr gewünscht. Ich vermisse besonders die Zuordnung der Interpretennamen zum jeweiligen Bild. So muss man sich mühsam im Netz zusammen suchen, wer da wer ist. Also: bei einer weiteren Ausgabe dieser Art bitte mehr fürs Auge. Aber abgesehen davon bin echt begeistert. Hut ab!
Fabian Bergmann
03.06.2008
WEITER SO
Selten habe ich eine so klasse ausgestattete Doppel-CD in der Hand gehabt, wie diese "Indian Summer Sounds". Endlich mal eine brauchbare Alternative zur lieblosen Massenware, mit der die Musikindustrie immer noch den Markt überschwemmt. Geradezu vorbildlich finde ich den Informationsgehalt des Booklets und die Ergänzungen im Web. Mal ganz abgesehen von der Musik auf den beiden CDs. Unbedingt so weiter machen!
Karlheinz Unger
30.05.2008
DAS IST NOCH LÄNGST NICHT ALLES
Ich beschäftige mich schon seit längerer Zeit mit der Musik der Indianer. Drauf gekommen bin ich in den späten 80er Jahren über eine LP des indianischen Singer-Songwriters David Campbell mit dem Titel "Through Arawak Eyes". Leider gibts die nicht mehr, aber ein paar Sachen sind auch bei uns in Deutschland erschienen (z.B. beim Trikont Label); ich empfehle dazu einen Blick auf die Indian Summer Sounds Diskograhpie, die enthält ein paar brauchbare Tipps. Sie zeigt aber auch, dass vom Indian Summer Sounds Doppelalbum noch längst nicht die gesamte Szene abgedeckt wird. Deshalb würde ich mir von den Herausgebern weitere Alben dieser Art mit anderen wichtigen Interpreten wünschen.
Johannes Marquardt
25.05.2008
WIRKLICH EINE ÜBERRASCHUNG
Das Indian Summer Sounds CD-Buch habe ich kürzlich geschenkt bekommen. Von Indianermusik hatte ich bislang kaum eine Ahnung. Ich bin eigentlich ja ein waschechter Latin-Fan. Bei einem Amerika-Urlaub vorletztes Jahr in Arizona hatte ich mir mal eine CD mit indianischer Flötenmusik gekauft. Ähnliche Klänge habe ich von Indianerfilmen im Ohr. Dass die Musikszene der nordamerikanischen Indianer offenbar stilistisch wesentlich vielfältiger und bunter ist, war neu für mich. Ich bin wirklich positiv überrascht. Erstklassiger Rock, wunderschöne Songs, ein Hauch von Blues und Jazz... hätte nicht gedacht, dass es so viele tolle Künstler und musikalische Ausdrucksformen in der modernen Musik der Indianer gibt. Warum kriegt man hier in Europa so wenig davon mit? Im Radio jedenfalls habe ich dergleichen noch nicht gehört. Oder kennt jemand Programme, die sowas bringen? Die Sängerin Annie Humphrey zum Beispiel ist für mich eine richtige Offenbarung. Deshalb scheint mir die Veröffentlichung diese Indian Summer Sounds eine echte Pioniertat zu sein, die ich guten Gewissens weiter empfehlen kann. Mehr davon!
Cathrin Merseburger
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Aus:
FOLKER - Magazin für Folk, Lied und Weltmusik
Ausgabe 05.08 September/Oktober 2008
"Die Charakteristika dieser Interpreten und Bands erkennt man besonders dann, wenn man den umfangreichen Essay von Michael Schlottner liest. Kenntnisreich beschreibt er die indianische Musikszene Nordamerikas, die nicht notwendigerweise homogen ist - im Gegenteil, viele Musiker haben eigene Stile entwickelt, oft ein Crossover aus traditionell Überliefertem und modernen Elementen, die virtuos integriert sind. Andere haben sich der Rekonstruktion vergessener Musik verschrieben, geben den präsentierten Songs aber unausweichlich eine persönliche künstlerische Note. Indianer sind (für die Herausgeber) nicht die reineren Menschen, womöglich mit grösseren spirituellen Kompetenzen ausgestattet; sie betrachten die Musik der verschiedenen indigenen Ethnien Nordamerikas nüchtern und sachlich als kulturelles Phänomen und beschreiben Entwicklungsstränge, historisch-politische Hintergründe und die Ausdifferenzierung des Genres. Dazuz gehört untrenntbar, wer wann wo unter welchen Bedingungen Musik gemacht hat, und der Aspekt, wie hier Karrieren aufgebaut werden. Denn auch indianische Musik entsteht innerhalb eines Marktes, auf dem derjenige am erfolgreichsten ist, der die Regeln kennt - oder neue schreibt. ... Ein Volltreffer: es gibt derzeit bei uns keine bessere Einführung und Übersicht zur Musik der nordamerikanischen Indianer in ihrer stilistischen, kulturellen und politischen Vielfalt, noch dazu hervorragend dokumentiert und erläutert." (Kay Dohnke).
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