Tom Daun
ALL IN A
GARDEN GREEN
Harfenmusik aus
England & Irland
Wundertüte CD
TÜT 72.167 Von und mit Tom Daun,
Böhmische & Keltische
Harfe.
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Tom Daun
DIE BÖHMISCHE
HARFE
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BLUE STRINGS
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Harfenmusik aus England und Irland
Nur wenige Stücke dieses Albums, nämlich die irischen Melodien von Thomas Connellon und Turlough O’Carolan, sind Originalkompositionen. Bei den anderen handelt es sich um Transkriptionen von Melodien, die ursprünglich für Laute bzw. Cembalo geschrieben worden sind, oder um Harfen-Bearbeitungen populärer Tanzweisen aus der Sammlung von John Playford.
Wenn also diese Interpretationen nicht 'authentisch' ist, weil keine Originalinstrumente eingesetzt werden, so passt der zarte Ton einer Harfe doch sehr gut zum eigenwilligen Charakter dieser Werke. Die verzierungsreichen, spielerischen Lautenstücke der englischen Renaissance klingen mit der Harfe ebenso überzeugend wie die schlichten Miniaturen, die Henry Purcell für Cembalo komponierte. Außerdem gehörte es im 17. Jahrhundert zum guten Ton, Melodien von einem auf das andere Instrument zu übertragen.
Die kleine diatonische Harfe war in der Renaissance- und Barockzeit sowohl in Irland als auch in England gebräuchlich. In den keltischsprachigen Ländern gehörte die "Clarsach" seit jeher zu den wichtigsten Musikinstrumenten überhaupt. Jeder größere Fürstenhof, der etwas auf sich hielt, hatte neben dem Hausbarden auch einen "Clarsair", einen Harfenisten in seinen Diensten. Selbst am englischen Königshof erfreute sich die Harfe uneingeschränkter Beliebtheit. 1603 ernannte Queen Elisabeth den irischen Harfenisten Cormack MacDermott zum Mitglied der 'Royal Musick', wo er bis zu seinem Tod angestellt blieb.
Das 17. Jahrhundert war die Epoche der endgültigen Unterwerfung Schottlands unter die englische Krone. Die unter Elisabeth begonnene Kolonisation wurde unter den Stuart-Königen zunächst mit diplomatischen Mitteln weitergeführt und vom berüchtigten Oliver Cromwell dann mit schierer Gewalt schliesslich vollendet. Die keltischen Bewohner Schottlands wurden brutal unterdrückt, von ihrem Land vertrieben oder zur Emigration gezwungen. Wie blutrünstig der Konflikt zwischen Engländern und Kelten geriet, läßt sich aus der Inschrift auf einer irischen Darmsaitenharfe des 17. Jahrhunderts ermessen: "Gan tead an rabair agus inne sa gall" - "Möge es Dir niemals an Saiten mangeln, solange es Engländer mit Gedärmen gibt."
Doch gleichzeitig mit diesen erbitterten Kämpfen entwickelten sich gerade im 17. Jahrhundert auch enge kulturelle und musikalische Verbindungen zwischen Kelten und Engländern. Wandermusikanten aus Irland brachten ihre Instrumente und Melodien in die aufblühende englische Hauptstadt, schottische Dudelsäcke waren in den Gassen von Westminster zu hören, nachdem der Stuart-König James I. seinen Hof an die Themse verlegt hatte. Zahlreiche in London veröffentlichte Melodiesammlungen bezeugen, daß es im 17. Jahrhundert eine regelrechte keltische Mode gab: "New Irish Jigs" und "Scotch Tunes" tauchten in John Playfords Sammlung auf, und selbst ein Henry Purcell arrangierte einige dieser Stücke für das Cembalo.
In Irland wurde der feudale Clan-Adel von einer englischsprachigen Oberschicht verdrängt. Die Musiker, die bis dahin zum festen Bestandteil der keltischen Fürstenhöfe gehört hatten, schauten sich nach neuen Aufgaben um. Viele von ihnen spielten auch in den Herrenhäusern der englisvhen 'gentry' und kamen so mit kontinentalen Musikströmungen in Berührung. Turlough O’Carolan, der bedeutendste Harfenist Irlands, traf beispielweise auch mit Francesco Geminiani zusammen, der damals in Dublin als Direktor der Oper angestellt war. In seinen eigenen Kompositionen verstand es O’Carolan auf meisterhafte Art, Elemente der keltischen Musiktraditionen mit barocken Figuren und Lebensgefühlen zu verbinden.
Die Einzelwerke des Albums
Englische Lautenusik der Renaissance
Sir John Smith His Almaine (Track 1) und Melancholy Galliard (Track 2) gehören zu den schönsten Beispielen der Kunst von John Dowland (1563 - 1626). Die folgende Melodie Willson’s Wide (Track 3) stammt aus einer anonymen handschriftlichen Sammlung. In 'Jane Pickering’s Lute Book', einem anderen Lautenmanuskript der englischen Renaissancezeit finden sich die Stücke What If A Day und A Toy (Track 4). In der selben Sammlung gibt es Hinweise auf verschiedene Saiten-Stimmungen, die damals für die Laute üblich waren. Eine dieser Stimmungen wird als 'The Harpe Way' bezeichnet - ein deutlicher Beleg dafür, dass die Harfenmusik um 1600 in England durchaus populär war. Die schlichte, unbetitelte Alman (Track 5) hat wiederum John Dowland komponiert.
Melodien aus der Collection von John Playford
Im Jahre 1651 gab der Londoner Verleger John Playford die Sammlung "The Englisch Dance Master" heraus, in der neben genauen Tanzbeschreibungen auch die Melodien zahlreicher Country-Dances abgedruckt wurden. In den folgenden achtzig Jahren erschienen 18 Auflagen des "Dancing Master", in denen immer die jeweils neuesten Gassenhauer und Tanzmelodien vorgestellt wurden. Die insgesamt 535 Melodien stellen ein authentisches Kompendium der populären Musik des alten Englands über drei Generationen dar.
Daphne (Track 6) erschien in späteren Ausgaben unter dem Titel "The Shepherdess". Goddesses (Track 6) ist eine der wenigen Melodien, die in allen 18 Ausgaben des "Dancing Master" abgedruckt worden ist - ein 'Evergreen', der sich gut achtzig Jahre lang als absoluter Tophit hat behaupten können. All In A Garden Green (Track 7) stammt aus einer früheren Epoche. Der Titel erschien bereits um 1600 im "Fitzwilliam Virginal Book". Millison’s Jig (Track 7) trägt deutlich keltischen Charakter und wäre auch auf einem Dudelsack spielbar. Jenny Pluck Pears (Track 8) wurde in aufeinander folgenden Ausgaben des "Dancing Master" in bemerkenswert vielen unterschiedlichen Fassungen abgedruckt - zunächst in Moll, später dann in Dur. Diese Ausführung ist an der Version in der ersten Ausgabe angelehnt.
Irische Harfenmusik des 17. Jahrhunderts
Bis auf die keltische Ballade Gilderoy (Track 11) finden sich diese Melodien in der Sammlung von Edward Bunting, einem Belfaster Organisten, welcher 1792 beim letzten grossen Treffen der tarditionellen Harfenisten damit beauftragt wurde, deren Musik für die Nachwelt zu dokumentieren. Bunting entfaltete dabei eine enthusiastische Sammlerleidenschaft. Er verbrachte viel Zeit damit, die Harfenisten in den abgelegenen Bergen Donegals und Tyrones aufzusuchen und die letzten Klänge einer einstmals blühenden mündlichen Überlieferung aufs Notenpapier zu bannen.
Abigal Judge (Track 9) ist eine Komposition von Turlough O’Carolan (1670 - 1738), das unmittelbar anschliessende Stück The Calvacade Of The Boyne (Track 9) entstand vermutlich nach der berühmten Schlacht am River Boyne im Jahre 1690. Kathie Tyrell (Track 10) wird von Bunting als ein typisches Werk des alten irischen Harfenspiels bezeichnet. Der Marsch Lady Iveagh (Track 10) hat sich ein irischer Wanderharfner namens Thomas Conellon, geboren um 1640 in Sligo, ausgedacht. Der Komponist von Gilderoy (Track 11) ist unbekannt geblieben. Turlough O’Carolan komponierte die anderen drei Melodien. Das Stück Carolan’s Receipt (Track 12) hat Bunting 1796 nach einem Vortrag des Harfenisten D. Black aufgezeichnet. Bei The Princess Royal und Fanny Power (Track 13) handelt es sich um Melodien, die O’Carolan zwei adeligen Damen gewidmet hat.
Kompositionen von Henry Purcell (1659 - 1695)
Die sechs kleinen Einzelwerke, die hier zu einer Suite zusammengefasst sind,stammen aus verschiedenen "Lessons for the Virginals, Harpsichord and Spinet", die zwischen 1689 und 1696 im Druck erschienen sind.
Nach einem Prelude (Track 14) im improvisierenden Stil folgt eine Hornpipe (Track 15). Dieser Tanz zählte zu den beliebtesten anglischen Volkstänzen des 17. Jahrhunderts überhaupt - ein 'step-dance', der solo auf engstem Raum getanzt wurde und daher auch als Matrosentanz grosse Popularität erlangte. Saefuchi’s Farewell (Track 16) war dem Sopranisten Giovanni Francesco Grossi gewidmet worden, der als Sänger in der Hofkapelle von König James II brillierte. Zu und bei dessen Abreise schrieb Henry Purcell diese "Air". A New Scotch Tune (Track 17) ist eine der unzähligen Melodien, die Wandermusikanten in London eingeschleppt haben. Auch der Rigadonn (Track 18) hat seine Wurzeln in der Volksmusik der damaligen Zeit. Der im England des 17. Jahrhunderts weit verbreitete lebhafte Tanz kommt ursprünglich aus dem Süden Frankreichs. Die abschliessende Jigg (Track 19) ist rhythmisch und melodisch mit irischen Jigs verwandt - ähnliche Stücke finden sich auch in den Sammlungen von John Playford.
Alle Tracks des Albums sind im April 1994 in der evangelischen Kirche in Köln-Rondorf aufgenommen worden. Tonmeister: Götz Bürki. Mastering: Günther Pauler.
(Tom Daun)
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