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TOM DAUN

DIE BÖHMISCHE HARFE



Tom Daun

DIE
BÖHMISCHE
HARFE


Wundertüte CD
TÜT 72.127

Von und mit Tom Daun, Böhmische Harfe.


HIER ERHÄLTLICH

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Tom Dauns
Partitur


MOZARTS
MAZURKA

Broschur - 16 Seiten
Heupferd Musik
ISBN 3-923445-03-2
978-3-923445-03-5
Partitur für Harfe /
Böhmische Harfe

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Josef Häusler - Mozarts Harfner in Prag

"Als Mozart zu Prag im Gasthofe, das neue Wirtshaus genannt, wohnte, hörte er da einen fertigen und allgemein beliebten Harfenisten, der die Gäste mit den Favoritenstücken aus der so beliebt gewordenen Oper Le Nozze di Figaro und eigenen Phantasien, obschon er nicht nach Noten spielte, zu unterhalten pflegte. Mozart liess ihn auf sein Zimmer kommen und spielte ihm ein Theme auf dem Pianoforte vor, mit der Frage: ob er wohl im Stande wäre, über dasselbe aus dem Stegreife Variationen zu machen? Dieser besann sich eine kleine Weile, bat Mozart, das Theme ihm noch ein Mal vorzuspielen, und variirte dasselbe wirklich mehere Male, worüber Mozart seine Zufriedenheit äusserte und ihn reichlich beschenkte."

1787 trug sich diese Episode zu, die Nikolaus von Nissen in seiner Biographie von Wolfgang Amadäus Mozart beschrieb. Josef Häussler, der Prager Wirtshaus-Harfner, trug bis an sein Lebensende stolz ein Stück Papier in der Brusttasche, auf dem Mozarts Thema notiert war - dies erzählen andere Mozart-Biographen. Noten lesen konnte Josef Häussler allerdings nicht; dafür improvisierte er umso besser auf seiner kleinen böhmischen Harfe.


Harfenmusik zwischen Elbe und Donau

Vierhundert Jahre lang war die böhmische Harfe ein Instrument der wandernden Musikanten, sie erklang nicht nur in Böhmen selbst, sondern auch in den umliegenden deutschen Gebieten und war zwischen Elbe und Donau weit verbreitet.
Schon um 1560 schimpfte der Reformator Johann Mathasius im böhmischen Joachimstal über das sündige Treiben der Musikanten: "Hit Harffen und Lauten schönen Metzen hofieren, solches nimmt ein böses Ende."

Harfenisten wirkten an vielen Höfen des 16. Jahrhunderts, etwa in der brandenburgischen und der württembergischen Hofkapelle. In Wolfenbüttel wurde 1653 ein Harfenist aus Prag als Hofmusiker engagiert. Viele Harfen des 17. und 18. Jahrhunderts stammen aus dem süd- oder mitteldeutschen Raum: in Nürnberg, Jena, Donauwörth, Querfurt oder Nordhausen gab es Harfenbauer, deren Instrumente noch heute erhalten sind. Von 1719 datiert die erste Notensammlung, die explezit für Harfe geschrieben wurde: die "Musicalische Rüstkammer auff der Harffe" - eine Handschrift aus Leipzig, in der rund hundert Menuette, Arien, Bourrees und andere barocke Tanzstücke notiert sind. Über das Repertoire der davorliegenden Jahrhunderte lässt nur mutmassen. Wahrscheinlich spielten die Harfenisten ihre eigenen der Tanz- und Liedmelodien, die man heute in alten Lautentabulatoren und Orgelsammlungen findet.

Schon in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts wurde die kleine böhmische Harkenharfe zunehmend
von der Edalharfe verdrängt - vor allem in der Kunstmusik: dank der Pedale war ein chromatisches Spiel möglich geworden. In der Volksmusik jedoch blieb die bömische Harfe auch weiterhin populär, vor allem als Instrument, auf dem sich Frauen zum Gesang begleiteten. 1874 etwa berichtet das "Musicalische Konversationslexikon", die kleine Hakenharfe sei überall im Volksleben in Gebrauch und werde in der Regel von wandernden Musikantinnen gespielt. Dort heißt es: "Besonders liefert Böhmen jährlich sehr viele solcher Harfenistinnen, die bis in die entferntesten Länder wandern."

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts ist diese Tradition lebendig geblieben. Wanderharfenistinnen aus dem Dorf Hundshagen im Eichsfeld zogen noch um 1950 zu Jahrmärkten und Kirchweihfesten quer durch Deutschland. Auch das ist inzwischen Vergangenheit. In der Tiroler Volksharfe lebt eine "Enkelin" der böhmischen Harfe auch neute noch im deutschsprachigen Raum weiter.


Musik auf der böhmischen Harfe
Die Einzelwerke des Albums:

Der Lautenist Hans Judenkönig (1450 - 1526) veröffentlichte in Wien zwei Lehrbücher für sein Instrument. Der Rundtanz (Track 1) stammt aus seinem 1526 veröffentlichten Werk "Ain schone kunstlich Underweisung ... zu lernen auff der Lautten und Geygen".

Das Hühner G’schrei (Track 2) ist einer anonymen Lautentabulatur des 16. Jahrhunderts entnommen. Mit dem humoristischen Stück wird das Treiben auf einem Hühnerhof imitiert. Daran schliesst sich ein Gassenhawer (Track 3) an, der von Hans Neusiedler (1508 - 1563) notiert worden ist. Die Beschränkung auf drei Durakkorde und die simple Melodie erklären den Titel praktisch von selbst.

Hans Neusidler notierte in seinem 1536 von Nürnberger Druckern "Newgeordent künstlich Lautenbuch" auch die seither viel zitierte Melodie des Wascha Mesa und des dazugehörigen Hupff Auff (Track 4) - es wird vermutet, dass es sich dabei um ein Zigeunertanz handelt.

Melchior Neusidler (1531 - 1590), Sohn von Hans Neusidler, zog kaum zwanzigjährig in die Fuggerstadt Augsburg, wo er es dank der Förderung seitens des superreichen Kaufmannsclan zu Ansehen und Wohlstand brachte. Der Fuggerin Tanz (Track 5) stammt aus seiner Feder.

Ein waschechter "wandernder Musikant" war Valentin Haussmann (1567 - 1614), als Komponist, Verleger und Poet überall in Deutschland zuhause. Auf seinen vielen Reisen notierte er so manche Polnische Tänze (Tracks 6, 7, 8), die er später in vierstimmigen Sätzen publizierte.

Auch Esaias Reusner (1636 - 1679) verbrachte seine musikalischen Lehrjahre in Polen. Allein, das Heimweh trieb ihn bald in seine Heimat Schlesien zurück. Dort verfeinerte er sein Lautenspiel bis zur Vollkommenheit. Die Stücke Aria I, Gigue und Aria II (Tracks 9, 10, 11) entstammen seiner Suite in g-moll aus dem Anhang zu den "Neuen Lauten-Früchten" (Berlin 1676).

"Musicalische Rüstkammer auff der Harffe aus allerhand schönen und lieblichen Arien, Menuetten, Sarabanden, Giguen und Märschen" - so der Titel einer frühen deutschen Handschrift, deren Repertoire eindeutig für Harfe bestimmt war. 1779 in Leipzig angelegt handelt es sich um eine ergiebige Fundgrube herrlicher Melodien, die auf der böhmischen Harfe leicht spielbar sind - zum Teil sind sie mit Liedtexten in barocker Sprache versehen. Das Menuet und die Bourree (Tracks 12, 13), beide in d-moll, stehen in der Handschrift unmitelbar hintereinander. Die Suite in C (Tracks 14, 15, 16, 17, 18) ist neu angeordnet.

Mozarts Mazurka (Track 19) liegt eine Melodie zugrunde, die der Prager Bibliothekar Anton Shimon 1848 veröffentlicht hat. Dabei handelt es sich, so in seinem Vorwort, um Mozarts "Häussler-Thema" (s.o.), das Shimon direkt vom Spiel des Harfenisten notierte. Die Variationen sind alle neu komponiert.

Die "Rittersberg Sammlung" von 1825 enthält vor allem Melodien aus dem südlichen Egerland; in dieser Region war neben der Harfe auch der Dudelsack weit verbreitet: der Egerländische Landla (Track 20) ist auf dem "Böhmischen Bock" genannten Instrument gut vorstellbar. Auch Walza und Zwiefache (Track 21) entstammen dieser böhmisch-egerländer Tradition.

Die abschliessenden Melodien Die Lichtenthaler und Wiener Früchterln (Track 22) finden sich in einer Handschrift auf Schloss Grafenegg bei Krems an der Donau und wurden um 1852 notiert. Darunter vier Wiener Tänze, welche für Harfe notiert sind. So schliesst sich der Kreis dort, wo er mit Hans Judenkönig begann: in Wien.

Alle Tracks des Albums sind im Februar 1997 in der evangelischen Kirche in Honrath aufgenommen worden. Tonmeister: Martin Frobeen und Götz Bürki.


(Tom Daun)